BAD HONNEF. "Graffiti-Schmierereien haben wir besonders häufig in Bad Honnef. In dem Ausmaß finden wir sie woanders nicht", sagte Bonns Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa. Bei einer öffentlichen Veranstaltung des CDU-Stadtverbandes ging es um die Kriminalitätsentwicklung in Bad Honnef.

In Zahlen liest sich die Honnefer Spitzenstellung in Sachen Graffiti so: Die Anzahl der Fälle von Sachbeschädigungen auf Straßen, Wegen und Plätzen kletterte im Vergleich der Jahre 2010 und 2011 von 123 auf 205. In 75 Prozent der Fälle handelte es sich dabei um Schäden durch Graffiti. Ein Delikt, das allein genommen in diesem Zeitraum um 66 Prozent angestiegen ist.

Veranstaltungsbesucher Christian Krause fragte, ob es richtig sei, dass der Polizei ein tatverdächtiger Kreis bekannt ist. "Wir haben die Bürschchen zu Hause abgeliefert", bestätigte Erster Polizeihauptkommissar Bert Kluth, Wachleiter der Polizeiwache Ramersdorf. "Wir haben die Täter auf frischer Tat entdeckt, mit Sprühdosen und frischer Farbe an den Händen.

Die juristische Sachlage ist klar. Sie werden Strafverfahren zugeführt, gehen nicht in Haft." Und: "Es sind Honnefer Bürger, die gut situierte Eltern haben, die in der Lage sind, ihnen das nötige Taschengeld zu geben." Zehn Tatverdächtige waren es insgesamt 2011.

  • Legales Graffiti-Sprayen: Was aber hält die Polizei von Wänden, die legales Graffiti-Sprayen ermöglichen, wie es sich die Jugendlichen bei einer Veranstaltung von "Change - Jugend verändert Bad Honnef" wünschten und wie es umgesetzt werden soll? Bert Kluth: "Aus polizeilicher Sicht würde ich davon abraten."
     
  • "Aufsuchende Jugendarbeit": Örtliche Täter sind auch verantwortlich für einige Raubüberfälle im vergangenen Herbst; insgesamt 21 Tatverdächtige waren es 2011. Kluth sprach von "Hinterhältigkeit" in Fällen, bei denen alte Menschen mit Rollator betroffen waren. Jugendlichen wurden Handys und Portemonnaies weggenommen. "Es ist wichtig, kriminelle Karrieren frühzeitig abzubrechen." Die Polizei strebe deshalb "aufsuchende Jugendarbeit" an und möchte erreichen, dass Jugendamt und Ordnungsamt gemeinsam mit der Polizei Treffpunkte von Jugendlichen aufsuchen. 

    Kluth: "Das ist unser Wunsch an die Politik.." Besucher nannten Treffpunkte wie den Spielplatz am Mühlenpfad oder das Pfarrheim hinter der Kirche. Marie-Luise Redeligx wünschte sich diese Kontrolle auch für den Weinfest-Freitagabend in Rhöndorf, bei dem Zwölf- bis 14-Jährige "sich mit mitgebrachtem Alkohol abfüllen". Brohl-Sowa: "Das ist die klassische Aufgabe des Ordnungsamtes und des Jugendamtes." 

    Kluth ergänzte mit einem Appell an die Eltern: "Das ist ein gesellschaftliches Problem, das wir mit polizeilichen Mitteln nicht in den Griff bekommen. Wo sind die Eltern, wenn nachts um zwei ein zwölf- oder 13-jähriges Mädchen betrunken unterwegs ist." Gut funktioniere in Königswinter der Einsatz der Ordnungsamt-Außendienstmitarbeiter. Die Stadt beschäftige inzwischen zwei Festangestellte für diese Aufgaben.
     
  • Unfallgefahr auf Einbahnstraße: Der Honnefer Verkehrsausschuss hatte beschlossen, Fahrradfahrern wieder zu erlauben, die Rommersdorfer Straße auch entgegen der Einbahnstraßenregelung zu nutzen. Eberhard Pluschke meinte: "Mir stehen jeden Tag die Haare zu Berge, wenn Hunderte Schüler da mit dem Fahrrad durchkommen." 

    Dazu Bert Kluth: "Die Polizei ist Ihrer Meinung. Wir warnen davor." Er hofft, dass der Stadtrat diese Regelung kippt. Sebastian Wolff verwies zerknirscht auf den Bündnispartner der CDU: "Die Kollegen von den Grünen wollten das."